Beiträge

D&O-Versicherung – Kein Stein bleibt auf dem anderen – Gastbeitrag AssCompact ÖSTERREICH | Januar 2022

„Diesen Ausspruch tätigte ein ehemaliger ORF-Moderator bevor er die erste Hochrechnung nach einer Parlamentswahl bekannt gab und diese Aussage trifft auch auf die dynamische Entwicklung rund um die Financial Lines Sparten Cyber und D&O-Versicherung zu. Es ist für Versicherungsvermittler empfehlenswert, sich diese Entwicklung näher anzusehen, um die Gefahr für den eigenen Bestand rechtzeitig erkennen und entsprechend reagieren zu können.“

Im Vorfeld des Gewerbeversicherungssymposiums von Asscompact am 17. März 2022 in der Pyramide Wien/Vösendorf fand unser Geschäftsführer Mag. (FH) Joe Kaltschmid deutliche Worte in einem Gastbeitrag für das Symposium.

Lesen Sie den Artikel:

„Harter Markt“ in der D&O-Versicherung

Mehrere Großschäden, denken wir an „Volkswagen“ beutelten den internationalen D&O-Versicherungsmarkt. Hinzu kam die „Corona-Krise“ die einen negativen Impact auf das D&O-Business hatte und das Prämiendumping in den vergangenen Jahren. Alle diese Aspekte begründeten hohe Verluste von D&O-Versicherern und schürte die Angst vor weiteren Großschäden. So waren die D&O-Versicherer – veranlasst auch durch ihre Rückversicherer – gezwungen, die Prämien mitunter massiv zu erhöhen. Diese Dynamik dauert nun bereits zwei Jahre an. Viele Marktteilnehmer gehen davon aus, dass dieser Trend noch weiter anhält. Bis dato konnten sich die KMUs diesem Erhöhungswahn teilweise entziehen, während größere Unternehmen voll davon getroffen wurden.

Restriktive Annahmepolitik

Der verhärtete Markt führt auch dazu, dass D&O-Versicherer gegenüber gewissen Branchen starke Ressentiments hegen bzw. generelle Zeichnungsverbote vorgesehen sind. Besonders die von Corona stark betroffenen Branchen sind daher aktuell kaum zu platzieren. Gleiches gilt für Unternehmen mit negativem Eigenkapital. Dem im diesem Bereich spezialisierten Versicherungsvermittler mag die Platzierung noch gelingen, allerdings ist auch dann ein plausibler Businessplan, eine schlüssige Fortbestandsprognose und einen Sanierungsplan unabdingbar. Auch Bestandskunden, die wirtschaftlich ein schlechtes Jahr verbuchen mussten, sind vor den aktuellen Marktbeschränkungen nicht gefeit. In derartigen Fällen wird zumeist zwar die Fortführung des Versicherungsvertrages angeboten, aber die Deckung durch Reduktion der Summen oder Aufnahme von Sonderausschlüssen eingeschränkt.

Bedingungswerke NEU

Nach der Erweiterung der Bedingungswerke in den vergangenen Jahren, ist nun die Trendwende da. Diverse Anbieter streichen sehr etablierte Deckungselemente aus Ihren Bedingungen (bspw. Wiederauffüllung, Zusatzlimits,…) Die Anbieter formulieren deutlich erweiterte Ausschlusskataloge. So findet sich bspw. der Ausschluss der nicht ordnungsgemäßen Wahrnehmung von Versicherungsangelegenheiten oder der Umweltausschluss wieder in den Bedingungen. Dem nicht genug haben zahlreiche D&O-Versicherer die Nachmeldefristen massiv gekürzt und finden sich mittlerweile auch wieder verfallbare Nachmeldefristen in den neuen Bedingungswerken. Zusammengefasst kann man konstatieren, dass sich der D&O-Versicherungsschutz in den letzten beiden Jahren nicht nur stark verteuert hat, sondern sich auch die Versicherungsbedingungen qualitativ erheblich verschlechtert haben.

Wie muss der Makler aufgestellt sein, um in D&O erfolgreich zu sein?

Der Makler muss in dieser Spezialsparte ein entsprechendes vertieftes Know-how und langjährige Erfahrung vorhalten. In der D&O ist es wichtig, dass der Makler sich in der Welt der Kennzahlen auskennt und dass er über ein gutes wirtschaftliches Grundverständnis verfügt, um dem Versicherer ein schwieriges Risiko schmackhaft zu machen, Wichtig ist neben diesen Skills aber auch die Marktkenntnis. Der Versicherungsvermittler muss nicht nur wissen, welche Anbieter über die weitesten Versicherungsbedingungen verfügen, sondern er muss auch den Risikoappetit der Versicherer kennen, der sich regelmäßig ändert. Von Vorteil ist auch, wenn der Makler über ein größeres Portfolio (Bestand) in dieser Sparte verfügt. Ist dies nicht der Fall und erfolgen Anfragen nur gelegentlich, so bekommt man von den vielen Versicherern aufgrund der knappen personellen Ressourcen sehr häufig keine Antwort oder eine vorschnelle Ablehnung. Da diese Voraussetzungen aber kaum von Kollegen erfüllt werden können, empfiehlt sich die Zusammenarbeit mit einem Spezialisten, weil dieser nämlich auch das Claims-Handling übernimmt.

Der Artikel im Original-Format:
AssCompact Ausgabe 01/2022 S. 10-11